Eine Premiere in Yap: Nachlese zum Meeres- biologie-Workshop Teil 1
Diplom-Biologe Stephan Moldzio über die 1. Meeresbiologie-Woche in Yap:
„Während des dreitägigen Basis-Workshop Meeresbiologie nahmen wir als erstes die Fische unter die Lupe und klärten, wie die verschiedenen Familien identifiziert werden, deren Charakteristika und ihre Rolle im Ökosystem.
Dazu nutzten wir zusätzlich die Artenliste vom FishBase Projekt, welches 1070 Fischarten in Mikronesien enthält. Am nächsten Tag widmeten wir uns den ökologischen Aspekten der Korallenriffe selbst – ihrer Bedeutung als Zentrum der Artenvielfalt, dem immensen Reichtum verschiedener Lebensformen und ihrer vielfältigen Verkettungen innerhalb des Systems und den menschengemachten Bedrohungen wie etwa Klimawandel, Überfischung und Wasserverschmutzung.
Korallenriffe haben eine fundamentale Bedeutung für die Menschheit und müssen erhalten werden; nicht nur als indirekte Nahrungsquelle und natürliche Barrieren zum Küstenschutz, sondern auch als einmalige faszinierende Lebensräume.
Während unserer Tauchgänge nahmen wir Proben von Sand, Riffgestein und Plankton und begutachteten sie später unterm Stereomikroskop. Selbst der Sand beeindruckte unsere Teilnehmer als Mikrokosmos, der von Strömungen und Sandkorngröße bestimmt wird und der mit Mikroorganismen als Nahrungsquelle eine wichtige Rolle innehat.
Eine ebenso wichtige Bedeutung haben die Mangroven- und Seegras-Gürtel, die eine konstante Versorgung der Umgebung mit Nährstoffen gewährleisten. Entsprechend sind wir mit Kayaks bis in die Tiefen der Mangrovenwälder vorgedrungen – natürlich mit Schnorchel-Ausrüstung im Gepäck!
Mangroven bilden ein einmaliges Ökosystem mit vielschichtigen Funktionen, die außerdem einen hochinteressanten Übergang zu angrenzenden Biotopen wie Seegraswiesen, dem Sandboden der Lagunen und dem Korallenriff darstellen.
Nach der Untersuchung des „Kleinzeugs“ (tatsächlich war er ab jetzt für die Teilnehmer eher die Basis für alles was im Meer wächst und gedeiht…) fuhren wir wir zum Tauchplatz Vertigo.
Während dem Tauchgang hatten wir etwa 25 Haie um uns herum. Größtenteils Schwarzspitzen-Riffhaie und Graue Riffhaie; gelegentlich zog aber auch der eine oder andere Weißspitzen-Riffhai am tieferen Riffhang vorbei. Dazwischen sichteten wir Doppelfleck-Schnapper und, in nicht allzu weit entfernt, zwei Napoleon-Lippfische, Zackenbarsche, Stachelmakrelen und anderes „großes Zeug“. Die Mantas schienen während der Zeit ausreichend geputzt, von daher gab es keinen Grund, die Putzerstationen im Goofnuw Channel zu besuchen… oder vielleicht waren sie schon im Mi’l Channel während wir im Goofnuw unterwegs waren… Aber mit Büffelkopf-Papageienfischen und den Höhlenbewohnern der Yap Caverns und den prächtigen Steinkorallengärten im Magic Kingdom gab es ganz unterschiedliche Akzente.
An den Abenden gab es zwei Präsentationen zu den Themen „Korallenriff-Ökologie“ und „Korallen – die Architekten der Riffe“ und zwei Nachttauchgänge. Während denen konnten wir all jene wirbellosen Tiere beobachten, die sich bis zur Dämmerung vor ihren Fressfeinden versteckt halten und schlafen. Jetzt, in der Dunkelheit, entfalteten sich die Korallenpolypen zu voller Größe und filterten aktiv Zoo-Plankton aus der Wassersäule. Tatsächlich haben die winzigen Tiere versucht, in unsere Ohren hineinzukriechen!
Zu einem der Nachttauchgänge nahmen wir Blaulicht-Lampen und gelbe Maskenfilter um die Fluoreszenz der Korallen und seiner Bewohner zu erleben. Während dieses Fluo-Tauchgangs erstrahlten die Korallen größtenteils in grüner Farbe, teilweise aber auch in Blau, Rot und sogar Violett!“
Teil 2 des Reports folgt morgen!